17 Feb Mit dem Fahrrad entlang der Berliner Mauer
Du willst die Berliner Mauer – oder besser gesagt das was von ihr noch übrig ist – mit dem Fahrrad erkunden? Dann ist vielleicht der Mauerradweg genau richtig für dich. Er folgt ziemlich genau dem einstigen Verlauf der um West-Berlin errichteten Berliner Mauer. 160 km lang ist er und verläuft zum großen Teil auf dem ehemaligen Zollweg, welcher in Westberlin lag, und teilweise auf dem Ostberlin befindlichen Kolonnenweg. Dabei führt dich die Radtour durch malerische Riesen, weitläufige Felder, romantische Wälder und vorbei an idyllischen Seen und Flüssen. Ein Teil des Mauerradweges führt aber eben auch mitten durch die City Berlins. Hier radelst du vorbei an bekannten Sehenswürdigkeiten und lernst nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die moderne und historische Architektur kennen. Du kannst einen Blick auf originale Mauerreste werfen, du fährst an zahlreichen Gedenkstätten vorbei, die für die Maueropfer errichtet wurden und siehst ehemalige Grenzübergänge.
Der größte Teil des Mauerradweges ist asphaltiert und somit perfekt zum Radfahren. Auf ein paar Abschnitten fährst du aber auch auf den typischen Betonplatten des Kolonnenweges, der damals von DDR Grenztruppen die Kontrollfahrten genutzt wurde.
Wenn der bei all der radele zwischendurch die Kraft ausgeht, oder es anfängt Bibel zu regnen, kannst du auch einfach zu einem nahegelegenen Bahnhof radeln. Alle Etappen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Falls du gar keine Lust auf Fahrradfahren hast kannst du dank der hervorragenden Verkehrsanbindung auf jeden Tag mit der Bahn zu einem anderen Streckenabschnitt fahren und eine Teilstrecke zurücklegen.
Wir möchten Sie hier den wie wir finden spannendsten Abschnitt des Mauerradweges zwischen dem Hauptbahnhof und dem Potsdamer Platz vorstellen, der mit einer Vielzahl an Sehenswürdigkeiten aufwartet.
Ganze 7 km lang ist diese Teilstrecke, die am Nordbahnhof beginnt. Während der Zeit der Teilung Berlins war dieser S-Bahnhof stillgelegt und wurde als sogenannter Geisterbahnhof bezeichnet. Davon gab es einige in Berlin. Du fragst dich jetzt was ein Geisterbahnhof ist? Nun ja, das waren Bahnhöfe der U- und S-Bahn, in denen die Züge während der Teilung Berlins nicht anhielten, sondern in einer Geschwindigkeit von 25 KMH durchfahren mussten. Diese Züge kamen aus Westberlin und mussten eine kurze Strecke im Ostteil fahren, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Um vor allem Fluchten von Ostberlinern in den goldenen Westen zu verhindern, war es den Zügen untersagt, in diesen Bahnhöfen anzuhalten. Und so patrouillierten lediglich einige bewaffnete Grenzsoldaten auf den Bahnsteigen, die ansonsten gespenstisch leer waren. Heute findest du im Nordbahnhof eine kleine Ausstellung über die Geisterbahnhöfe Ostberlins.
Der Nordbahnhof und die Gedenkstätte Berliner Mauer
Direkt vor dem Nordbahnhof beginnt übrigens die Gedenkstätte Berliner Mauer. Hierzu gehört das Dokumentationszentrum, das Besucherzentrum und eine mehrere Kilometer lange Außenanlage. Auf dem Gelände kannst du auch noch einen Teil originalerhaltener Grenzanlagen von oben betrachten. Außerdem siehst du original erhaltene Mauerreste. In verschiedenen Schautafeln, in Videos und Hörbeiträgen werden dir außerdem die Geschehnisse im August 1961 hier an der Bernauer Straße veranschaulicht. Als nämlich am 13. August 1961 über Nacht die Grenzen zwischen Ost und West Berlin abgeriegelt wurden sahen viele Einwohner der Ostseite der Bernauer Straße keine andere Möglichkeit, als sich aus ihren Fenstern abzusegnen oder gar hinaus zu springen. Der Bürgersteig vor ihrem Haus lag nämlich bereits in Westberlin. Die Geschichten dieser Bürger und auch die einiger Maueropfer werden hier auf dem Außengelände der Gedenkstätte Berliner Mauer erzählt. Auch das Besucherzentrum zeigt eine sehr interessante Ausstellung zum Leben in der DDR und zur Teilung der Stadt.
Ehemaliger Grenzübergang Chausseestraße
Weiter geht die Strecke mit dem Fahrrad entlang der Gartenstraße bist du links in die Liesenstraße einbiegst. Radelst du diese bis zum Ende, passierst du den einstigen Grenzübergang Chausseestraße. Hier stehen Tafeln der Geschichtsmeile zur Berliner Mauer mit Informationen darüber. Dieser Grenzübergang erregte während DDR-Zeiten wenig Interesse, gelangt aber zu trauriger Berühmtheit weil hier die letzten Schüsse an der Grenze der DDR fielen. Am 8. April 1989 wollten zwei Brüder an dieser Stelle die Grenze von Ost nach West überwinden indem sie über den Schlagbaum sprangen. Eigentlich war der Schießbefehl für die Grenzsoldaten zu dieser Zeit bereits ausgesetzt. Diejenigen, die jedoch an diesem Tag Dienst hatten, unterstanden dem Ministerium für Staatssicherheit und Kranken diesen Befehl daher nicht. Nur wenige Meter fehlten bis nach Westberlin, als die Brüder von Warnschüssen gestoppt wurden.
Neben der Infotafel und der Bodenmarkierung des Mauerverlaufs erinnert hier das 1999 errichtete „Kaninchenfeld „von Karla Sachse an den damaligen Grenzübergang. Insgesamt 120 goldene Kaninchen sind in den Boden eingelassen und sollen an die friedlichen Bewohner des einstigen Todesstreifens erinnern.
Die Grenzübertrittstelle der DDR wurde hier errichtet, um West Berliner die Einreise nach Ostberlin zu ermöglichen. Kurz nach dem Mauerbau 1961 war es aber erst einmal gar nicht erlaubt die Grenze zu überqueren, bis West Berliner zur Weihnachtszeit im Jahre 1963 64 mit einem sogenannten Passierschein die Grenze überqueren konnten. Diese Passierscheine waren heiß begehrt und in nur wenigen Tagen wurden mehr als 700,000 Besucher registriert, die ihre Verwandten im Osten besuchten. Erst ab 1964 durften Rentner oder Menschen mit Westverwandtschaft über diesen Grenzübergang in den Westen.
Gedenkstätte Günter Litfin
Der Berliner Mauerradweg führt dich weiter durch die Boyenstraße bis hin zum Spandauer Schifffahrtskanal. Dieser Kanal war einst die Grenze zu Westberlin. Auch heute noch kannst du hier einen gut erhaltenen Wachturm der ehemaligen DDR Grenztruppen finden. Dieser ist heute die Gedenkstätte an Günther Litfin. Er war der erste DDR Flüchtling, der den Schüssen der Grenzsoldaten zum Opfer fiel. Am 24. August 1961, nur wenige Tage nach der Schließung der Grenze versuchte der damals 24-jährige Günter mit viel zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof in den Westen zu gelangen. Dabei durchschaut er den Humboldt Hafen und wurde kurz vor Erreichen des westlichen Ufers durch einen Schuss in den Hinterkopf tödlich getroffen. Die Tötung von Günter mit vielen erregte damals großes Aufsehen. In der Westberliner Presse spiegelte sich Empörung wieder. Hingegen wurde die Erschießung von der SED und dem neuen Deutschland in der DDR verunglückt und liegt viel wurde als homosexueller Straftäter dargestellt er seine gerechte Strafe erhielt.
Steige wieder auf den Fahrrad und mach dich auf den Weg zu stark zerstörten Invalidenfriedhof, dessen Friedhofsmauer übrigens damals Teil der Grenzmauer war, und weiter zur ehemaligen Grenzübergang Invalidenstraße. Hier triffst du auf zwei weitere Informationstafeln der Berliner Geschichtsmeile. Die informieren dich noch einmal über den missglückten Fluchtversuch und das Schicksal von Günter Litfin.
Das Parlament der Bäume
Jetzt radelst du weiter und gelangst ins neue Regierungsviertel, welches sich zwischen der Sandkrugbrücke und dem Brandenburger Tor befindet. Hier triffst du auf weitere drei Gedenkorte, die für die Maueropfer errichtet wurden. Das Parlament der Bäume zum Beispiel wurde vom Künstler Wagin Ben aus Elementen der Sperrmauer richtet. An den insgesamt 58 Mauerelementen, die hierfür künstlerisch bearbeitet würden, findest du die Namen von 258 Menschen, die an der Mauer getötet wurden. Das eigentliche Parlament der Bäume besteht aus 16 Bäumen mit Gedenksteinen, Blumenbeeten, Sachzeugnissen, Texten und Bildern die neben den Mauertoten auch das Verhältnis zwischen Mensch und Natur verdeutlichen sollen.
Weiße Kreuze am Spreeufer
Am Spreeufer neben dem Reichstagsgebäude am Friedrich-Ebert-Platz sind zahlreiche weiße Kreuze befestigt. Dieser Gedenkort wurde 1971 von Bürgern aus Westberlin zum zehnten Jahrestag des Mauerbaus errichtet. Der Bürgerverein stellte ursprünglich für jeden Menschen, der bei der Flucht ums Leben kam, ein weißes Kreuz auf.
Tränenpalast
dein nächstes Ziel ist der Tränenpalast, der sich am südlichen Spreeufer am Bahnhof Friedrichstraße befindet. Der Tränenpalast war zu DDR-Zeiten das Kontrollgebäude für die Ausreisenden am Grenzbahnhof in der Friedrichstraße. Da hier beim Abschied so viele Tränen flossen, erhielt das Gebäude seinen umgangssprachlichen Namen. Heute kannst du hier die kostenlose Dauerausstellung zum Thema Grenze und Teilung im Alltag der Menschen besichtigen.
Reichstag
Fahre zurück auf dem Berliner Mauerweg und gerade vorbei am Reichstag, der in Westberlin direkt an der Grenzmauer stand. Das Reichstagsgebäude wurde zwischen 1884 und 1894 errichtet hier kannst du hautnah erleben wo heute in Deutschland Politik gemacht wird. Um den Reichstag zu besichtigen musst du dich allerdings vorher anmelden, der Besuch ist dann aber kostenfrei. Sehenswert ist auch die spektakuläre Glaskuppel des Reichstags, die dir einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt ermöglicht.
Brandenburger Tor
Vorbei am Reichstag und wieder auf den Mauerweg gelangst du zum Brandenburger Tor. Auch hier gibt es wieder Tafeln der geschichtsmeine, die dich darüber informieren, wie das Brandenburger Tor zu Zeiten der Berliner Mauer mitten am Grenzstreifen stand. Hier kannst du auch noch einmal die Szenen voller Freude in Bildern sehen, wie sie sich hier am Brandenburger Tor zur Maueröffnung zugetragen haben. Das einzige Stadttor befand sich zu Zeiten der Teilung direkt hinter der Grenzlinie und lagen sowjetisch besetzten Sektor. Zum Grenzstreifen zielte damals auch der Pariser Platz, der zu DDR-Zeiten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Zur Grenzschließung im August 1961 fuhren hier neben Wasserwerfern auch Schützenpanzer auf und es positionierten sich Angehörige der Betriebskampfgruppen vor dem Berliner Wahrzeichen. Ostberlinern weite Grenzüberschreitung nach Westberlin untersagt. In den Monaten danach wurde die Sperranlage mit Mauern Beobachtungsturm und Lichtmasten errichtet. Direkt vor dem Brandenburger Tor wurde die Berliner Mauer zur Panzersperre auf drei Mitarbeiter verstärkt. Der Pariser Platz wurde durch den Ausbau der Sperranlagen und die Grenzschließung zu einem Teil des Grenzstreifen. Die Gestaltung des Pariser Platzes sollte Repräsentativität vortäuschen, jedoch diente dieser Platz in Wahrheit der militärischen Grenzsicherung.
Falls du noch ein wenig Zeit hast, starte doch den U-Bahnhof Brandenburger Tor einen kurzen Besuch ab. In diesem Bahnhof findest du interessante Informationen zu allen Mauer Gedenkorten Berlins und du kannst die Geschichte des Brandenburger Tors kennenlernen.
Holocaust-Mahnmal
Eine Straße weiter befindet sich ein Denkmal, das für die in Europa ermordeten Juden errichtet wurde. Das Holocaust-Mahnmal erinnert an die etwa 6 Millionen Juden, welche unter den Nationalsozialisten und Adolf Hitler ums Leben kamen. Das Mahnmal besteht aus 2711 Beton stehlen die wellenartig aufgestellt wurden. Das Feld ist begehbar sodass die zwischen den Stelen entlang wandern kannst. Ein Moment der Orientierungslosigkeit der hierbei aufkommen kann soll Raum für die Auseinandersetzung eröffnen. Unter dem Denkmal gibt es auch den Raum der Information, den du auf keinen Fall verpassen solltest.
Potsdamer Platz
Vom Mahnmal für die ermordeten Juden Europas aus fährst du nur noch wenige Minuten mit dem Rad, bis du DO und S-Bahnhof Potsdamer Platz erreichst. Hier hat der zweite Weltkrieg einen verwüsteten Platz hinterlassen, welcher genau zwischen dem amerikanischen, dem sowjetischen und dem britischen Sektor lag. Die Berliner Mauer teilte diesen Platz in West und Ost Berlin. Das einzige Gebäude welches nicht zerstört wurde war das Weinhaus Huth.
Nach dem Fall der Mauer gab es hier natürlich eine riesige Brachfläche, die sich aber seitdem zu einem lebendigen Stadtviertel mit zahlreichen Theatern, Kinos, Restaurants und einem Shoppingcenter entwickelt hat.
Hier endet nun deine Fahrtroute entlang der ehemaligen Berliner Mauer durch die Innenstadt. Plane für deine Fahrt ausreichend Zeit ein, da viele interessante und geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten und Erinnerungsorte entlang der Strecke auf dich warten. Damit du dich beim Sightseeing in Berlin nicht verfährst, kannst du dir auch eine Smartphone App herunterladen. Diese ermöglicht es dir, die Reste der einstigen Grenzanlagen zu erkunden. Unterstützt wird diese Erkundungsreise zu den Sehenswürdigkeiten in Berlin durch eine interaktive Karte.