24 Mrz Die Top Sehenswürdigkeiten in Berlin- der Reichstag
Er war der Reichstag des Deutschen Kaiserreiches, von seinem Balkon aus wurde die Weimarer Republik ausgerufen und der Reichstagsbrand von 1922 zerstörte ihn fast komplett – an geschichtsträchtigen Ereignissen mangelt es dem Gebäude auf dem Platz der Republik nicht. Heute tagt hier der Deutsche Bundestag. Doch nicht immer ging es hier so friedlich zu: wir erklären dir die bewegte Geschichte des Kuppelbaus und zeigen dir was es hier auf deinem Berlin Trip zu sehen gibt.
Die Kuppel, Figuren und 10 Jahre Bauzeit
1884 wurde der Grundstein gelegt, 10 Jahre später sollte der Reichstag eröffnet werden. Der Architekt Paul Wallot leitete die Arbeiten an dem imposanten Bau. Ausgeschrieben wurde der Neubau des Reichstagsgebäudes übrigens, weil der alte Sitz in der Leipziger Straße zu klein geworden war.
In den Plänen von Wallot gab es auch schon eine Kuppel über dem Plenarsaal. Die besondere Konstruktion aus Stahl und Glas ließ bereits damals Tageslicht in den Plenarsaal fallen.
Die Baukosten für den Reichstag betrugen 24 Millionen Mark, heute wären das rund 167 Millionen Euro. Ein Teil davon wurde sicher auch für die unzähligen künstlerischen Verzierungen im Inneren des Gebäudes ausgegeben. Es gab zum Beispiel Obelisken, Säulen, Giebel mit Fächerrosetten und Girlanden.
Heute noch zu sehen sind die 16 Figuren außen auf den Ecktürmen. Jede Figur verkörpert dabei ein bestimmtes Motiv, was sich dann wiederum im Inneren des Gebäudes in der Raumaufteilung wiederfindet. So sieht man auf dem Turm der Nordost Seite zum Beispiel die Erziehung, den Unterricht, die Kunst und die Literatur als Figuren versinnbildlicht. Darunter in diesem Turm findet man passend dazu die Bibliothek.
Der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ wurde erst 1915 angebracht. Für ihn wurden übrigens zwei Geschützrohre eingeschmolzen.
Flammen im Reichstag und die Nationalsozialisten
In der Nacht vom 27. Auf den 28. Februar 1933 stand der Reichstag in Flammen. Auch die 15 Löschzüge der Feuerwehr, die angerückt waren, konnten die Flammen erst nach mehr als 3 Stunden löschen. Der Plenarsaal und einige daneben liegende Räume brannten aus. Noch in der selben Nacht wurde Marinus van der Lubbe als Täter festgenommen. Er gestand die Tat. Allerdings ist der Fall bis heute mysteriös, da man davon überzeugt war, dass er Komplizen gehabt haben muss. Van der Lubbe aber bestritt dies immer, gab sich als Alleintäter aus.
Da der Brand direkt in den Wahlkampf zur Reichstagswahl im März 1933 fiel, nutzte die NSDAP diesen für sich und beschuldigte die Kommunisten einer Mitschuld. Nun konnten politische Gegner ohne Nennung von Gründen und ohne jeglichen Rechtschutz verhaftet werden, die politische Verfolgung wurde legalisiert.
Marinus van der Lubbe wurde in einem dreimonatigen Prozess wegen „Hochverrats in Tateinheit mit vorsätzlicher schwerer Brandstiftung“ zum Tode verurteilt und am 10. Januar 1934 durch die Guillotine hingerichtet.
Im Reichstag saßen ab Juli 1933 ausschließlich Nationalsozialisten, diese tagten in der zum Parlamentsgebäude umfunktionierten Krolloper. das Reichstagsgebäude wurde unterdessen nur notdürftig in Teilen wieder instand gesetzt.
Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges waren die Fenster des Reichstagsgebäudes zugemauert, es diente als Luftschutzbunker.
Für die Sowjets war das Reichstagsgebäude aber das Symbol des Nationalsozialismus. Und so wurde er in der Schlacht um Berlin 1945 nach schweren Kämpfen von der Roten Armee eingenommen. Am 30. April 1945 wurde die Rote Fahne auf dem Reichstag gehisst und das berühmte Foto „Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945“ des Fotografen Jewgeni Chaldej entstand. Das Foto symbolisiert wie kaum ein anderes das Ende des 2. Weltkrieges und den Sieg gegen Hitler-Deutschland.
Der Reichstag wird wieder aufgebaut
Direkt nach dem Krieg wurden die Freiflächen rund um den Reichstag übrigens durch die hungernden Bürger zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt.
Erst 1955 wurde die Wiederherstellung des Reichstagsgebäudes beschlossen. 1961 begann der Architekt Paul Baumgarten mit der Wiederherstellung des Gebäudes, erst 1973 war es fertig gestellt. Allerdings fielen zahlreiche Verzierungen und Schmuckelemente dem damaligen Zeitgeist zum Opfer. So wurde auf eine neue Kuppel verzichtet, die Türme wurden niedriger und auch im Inneren wurde so manch aufwändige Ausstattung entfernt. Dafür wurde der Plenarsaal fast auf die doppelte Größe erweitert und alle Abgeordneten des Wiedervereinten Deutschlands hatten darin Platz.
Wichtige Ereignisse im Reichstag
Während der Teilung Berlins lag das Reichstagsgebäude im Westteil der Stadt, genauer gesagt im britischen Sektor. Direkt vor dem Gebäude verlief die Mauer. Einen Tag nach der Wiedervereinigung Deutschlands fand am 04. Oktober 1990 hier die erste Sitzung des Deutschen Bundestages statt.
Lange vorher, bereits am 09. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann auf dem Balkon die Deutsche Republik aus. Heute ist hier eine Gedenktafel angebracht.
Nicht zu vergessen ist auch die spektakuläre Reichstagsverhüllung vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995. Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude verhüllten das gesamte Gebäude mit einer 100.000 Quadratmeter großen Plane. In diesen 2 Wochen wurde der Reichstag von mehr als 5 Millionen Menschen aus aller Welt besucht.
Seine heutige Gestalt erhielt das Reichstagsgebäude durch den Architekten Norman Foster der das Gebäude in den 90er Jahren zu einem modernen Parlamentsgebäude umbaute. 4 Jahre dauerte der Umbau und verschlang 600 Millionen Mark. Seitdem hat der Reichstag wieder eine Kuppel – heute eine der beliebtesten Attraktionen Berlins.
Der Reichstag heute
40 Meter über dem Boden führen dich sich 2 spiralförmig angeordnete Wege in der Kuppel bis zur Aussichtsplattform hinauf. Von hier aus hast du einen spektakulären Blick über die Hautstadt. Und dazu fällt durch die 360 Spiegel Tageslicht in den Plenarsaal. Durch ein ausgeklügeltes Energiekonzept können 82% des Strombedarfs des Reichstages und der umliegenden Parlamentsgebäude selbst erzeugt werden.
Seit 2011 gibt es leider erhöhte Sicherheitsbestimmungen. Zu diesem Zweck wurden Container vor dem Reichstag aufgebaut, in denen angemeldete Besucher ihre Führungen beginnen. Außerdem muss man nun als Besucher verschiedene Sicherheitskontrollen passieren bevor man ins Innere des Reichstages gelangt.
Tipps für deinen Besuch im Reichstag
Wenn du dir übrigens stundenlanges Anstehen und lange Schlangen sparen willst aber trotzdem den Reichstag von innen sehen möchtest, reserviere dir doch einfach eines der Angebote im Käfer-Restaurant auf der Dachterrasse. So hast du nicht nur Kaffee und Kuchen mit einem besonders tollen Ausblick sondern auch noch die ewige Warterei gespart.
Ansonsten bekommst du Reichstag Tickets für kurzfristige Besuche im Berlin Pavillion an der Scheidemannstraße. Hier stellt man dir bis zu 2 Stunden vor deinem Besuch eine Zugangsberechtigung aus. Egal welche Variante du wählst, einen Personalausweis oder Pass musst du immer dabei haben – und zwar im Original. Sicher dir auf jeden Fall vor Ort einen der kostenfreien Audioguides. Diese erklären dir mehr über die Vergangenheit und die Gegenwart des imposanten Gebäudes. Natürlich kannst du auch Führungen buchen.
In der Nähe vom Reichstag
Auch die restlichen Gebäude des Regierungsviertels, wie das Bundeskanzleramt, das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus sind wirklich sehenswert. Das so genannte Band des Bundes bildet einen symbolischen Brückenschlag zwischen den ehemals getrennten Stadtteilen. Mehr darüber erfährst du hier.
Neben dem Reichstag am Ufer der Spree siehst du zahlreiche weiße Kreuze. Diese sind eine Gedenkstätte für die Todesopfer der Berliner Mauer und tragen die Namen von 13 von ihnen.
Wenn du schon mal am Reichstag in Berlin bist, ist auch das berühmte Brandenburger Tor nicht weit. Nach rund 5 Minuten Fußweg erreichst du das Symbol des wiedervereinigten Deutschlands. Bis die Mauer fiel stand es unmittelbar auf der Grenze zwischen Ost und West, die Mauer verlief direkt davor auf Ostberliner Seite. Aber das Brandenburger Tor hatte auch schon vor dem Kalten Krieg eine bewegte Geschichte. Was es damit auf sich hat erfährst du in unserem Artikel zum Brandenburger Tor.
Noch einmal rund 600 Meter weiter kannst du das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besichtigen. Die 2711 Stehlen aus Beton sollen an die 6 Millionen Juden erinnern, die unter Hitler ermordet wurden. Eine bedrückende Stimmung stellt sich ein, wenn man durch das Meer an Stehlen läuft. In dem Besucherzentrum unten drunter erfährst du mehr zum Thema.
Wußtest du eigentlich…
… dass Hitler nie eine Rede im Reichstag gehalten hat? Er hielt alle seine Reichstagsreden in der Krolloper, die zum Parlamentsgebäude umfunktioniert wurde.
… dass die gynäkologische Station der Charité von 1943 bis 1945 im Reichstagsgebäude untergebracht war? Daher gibt es 60 bis 100 Berliner die tatsächlich hier geboren wurden.
… dass es für ausländische Staatsgäste die nach Berlin kamen, ein ganz üblicher Programmpunkt war, auf der Außenterrasse des Reichstags den Blick über die Berliner Mauer schweifen zu lassen?
… dass die „Fette Henne“ – so wird der Bundesadler im Plenarsaal genannt – 58 Quadratmeter groß ist und 2,5 Tonnen wiegt?
… dass die Reichstagskuppel einen Durchmesser von 38 Metern hat und 23,5 Meter hoch ist?
… dass das Stahlskelett der Kuppel aus 24 senkrechten Rippen und 17 waagerechten Rippen besteht?
… dass rund 3000 Quadratmeter Glas in der Kuppel verarbeitet sind und die Stahlkonstruktion der Kuppel 800 Tonnen wiegt?
… dass sich die Aussichtsplattform in 40,7 Metern Höhe befindet?
ADRESSE:
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
SO KOMMST DU HIN:
S Bahn S1, S2, S25, S26 bis Brandenburger Tor
U55 bis Bundestag
Bus 100 bis Reichstag / Bundestag
TICKETS:
Kuppel und Dachterrasse können kostenfrei besichtigt werden.
Die Kaffee und Kuchen Reservierungen im Dachterrassen-Restaurant findest du hier.
ÖFFNUNGSZEITEN:
Die Kuppel ist täglich von 08:00 Uhr bis 24:00 Uhr geöffnet, letzter Einlass um 21:45 Uhr
Das Dachgarten-Restaurant ist täglich von 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr und von 19:00 Uhr bis 24:00 Uhr geöffnet.