27 Mai Die Gedenkstätte Berliner Mauer
Schon auf dem Weg zur Gedenkstätte Berliner Mauer findest du viele spannende Infos zur DDR Zeit. Am besten fährst du mit der S-Bahn bis Nordbahnhof. Direkt am Bahnhof erwartet dich hier nämlich eine Ausstellung über die Geisterbahnhöfe in der DDR. Auf riesigen Infotafeln wird dir erklärt, dass in diesen Geisterbahnhöfen die Züge, die vom Westteil kamen und den Ostteil der Stadt durchqueren mussten, nicht anhielten, sondern mit einer Geschwindigkeit von 25 Km/h langsam durch die Bahnhöfe fuhren. Die Bahnsteige wurden von Soldaten und Volkspolizisten der DDR bewacht. So wollte man verhindern, dass man über die Bahnhöfe in den Westen flüchten konnte. Alle die hier durch fuhren hatten ein mulmiges Gefühl dabei. Heute ist der Bahnhof wieder geöffnet und für dich der schnellste Weg zur Gedenkstätte.
Oben am Bahnhof angekommen liegt schon das riesige Außengelände der Gedenkstätte Berliner Mauer vor dir. Gleich auf der linken Seite siehst du das Besucherzentrum. Hier kannst du dir eine Orientierung über das gesamte Gelände verschaffen, im Obergeschoss wird auch ein Film zur Geschichte der Berliner Mauer gezeigt und du findest einen Buchladen mit Literatur zum Thema.
Dann kann es auch schon auf dem Außengelände losgehen. Als erstes werden dir sicherlich die rostroten aus dem Boden ragenden Stangen ins Auge fallen. Diese sollen den Verlauf der Berliner Mauer markieren. Läuft man hier ein wenig weiter sieht man ein noch erhaltenes, 220 Meter langes Teilstück der Mauer. Die Mauerteile hier stammen von anderen Abschnitten und wurden hier wieder aufgestellt. Kleine runde Gedenksteine, die im Bürgersteig eingelassen sind, erinnern an verschiedene Ereignisse: Todesfälle, Fluchtversuche oder auch Zwangsräumungen und Verhaftungen. Auf der großen Rasenfläche daneben kannst du dich an Stelen mit Infotexten und Hörstationen über verschiedene Themen rund um die Berliner Mauer informieren. Die 4 Themenbereiche der Gedenkstätte sind:
1. Die Mauer und der Todesstreifen
2. Die Zerstörung der Stadt
3. Der Bau der Mauer
4. Alltag an der Mauer
Die Berliner Mauer und der Todesstreifen
Dieser erste Bereich zeigt dir, wie die Mauer als Sicherung für die Herrschaft der SED Diktatur genutzt wurde. Hier wird ihr noch einmal diese unfassbare Situation und die Auswirkungen auf die Stadt verdeutlicht. Auch verschiedene Fluchtversuche werden hier sehr anschaulich gezeigt. Außerdem siehst du einen originalgetreu erhaltenen Teil eines Grenzstreifens. Hier lernst du zum Beispiel, dass dieser nicht nur aus der Mauer bestand. Es gab außerdem eine Hinterlandmauer, Postenwege für die Grenzsoldaten zwischen den beiden Mauern, Hundelaufanlagen, Wachtürme, Signalzäune und viele weitere Maßnahmen um Fluchten in den Westen zu verhindern. Damals wurden für den Grenzstreifen hier kurzerhand Teile des Sophienfriedhofs zerstört und genutzt. Durch kleine Schlitze in der Mauer kannst du dir den Grenzstreifen ansehen. Oder du fährst im Dokumentationszentrum auf den Turm hinauf und schaust dir den Grenzstreifen von oben an.
Im 12 Meter langen Fenster des Gedenkens aus rostendem Stahl, ebenfalls in diesem ersten Abschnitt, siehst du die Bilder von 130 Menschen, die beim Versuch die Mauer zu überwinden gestorben sind. Die meisten von ihnen waren kaum älter als 20 Jahre und wollten Freiheit und Glück im Westen suchen. Oft kommen auch Angehörige hierher um der Opfer zu gedenken.
Am Ende des ersten Teiles der Gedenkstätte findest du noch das Dokumentationszentrum. Hier kannst du dir die Dauerausstellung „1961 / 1989. Die Berliner Mauer“, die am 25. Jahrestag des Mauerfalls eröffnet wurde, ansehen. Wie kam es überhaupt zur Teilung Berlins? Warum wurde die Mauer gebaut? Wie kam es zum Fall der Mauer? All diese Fragen werden dir in der 420 m² großen Ausstellung mithilfe von biografischen Dokumenten, Audio- und Videostationen und Bildern erklärt.
Die Zerstörung der Stadt
Der zweite Abschnitt der Gedenkstätte Berliner Mauer befindet sich zwischen der Ackerstraße und der Strelitzer Straße. Dieser Teilabschnitt ist wohl der emotional bewegendste von allen. Hier erfährst du die mitreißenden Geschichten der Menschen, die zur Zeit des Baus der Mauer hier an der Bernauer Straße gelebt haben. Besonders kurios ist hier nämlich, dass die Häuser zwar auf Ostseite, also in der DDR standen, die Bürgersteige vor den Häusern aber zum Westteil der Stadt gehörten. An Videostationen und Schautafeln siehst du, wie die Menschen in ihrer Panik in Ost-Berlin eingeschlossen zu werden, versuchten sich aus ihren Fenstern an zusammengeknoteten Bettlaken abzuseilen oder einfach ohne jegliche Hilfsmittel aus den Fenstern sprangen. Die Westberliner Feuerwehr versuchte mithilfe von Sprungtüchern so gut es geht zu helfen.
Kurze Zeit später bereits wurden die Fenster zum Westteil hin einfach vom DDR-Regime zugemauert und nur noch an systemtreue Bürger vergeben. Wenig später wurden die Häuser komplett abgerissen um so ein freies Schussfeld für die Grenzsoldaten zu haben.
An dieser Stelle der Gedenkstätte wurden die Umrisse der Grenzhäuser nachgezeichnet und mit den jeweiligen Hausnummern versehen, sodass du die einzelnen Geschichten der Bewohner genau dem Ort zuordnen kannst. Auch Fluchttunnel, die von fleißigen Menschen gegraben wurden, sind hier mit Markierungen versehen worden.
In diesem Teilabschnitt findest du auch die Geschichte der Versöhnungskirche. Die Versöhnungsgemeinde hatte hier vor dem Bau der Mauer ihre Kirche stehen, die aber nun nach dem Mauerbau genau auf den Grenzstreifen lag. Dadurch konnten die Gemeindemitglieder ihre Kirche nicht mehr erreichen. Die Kirche verwaiste mehr und mehr. 1985 wurde sie dann kurzerhand abgerissen. Teile des Kirchenfundaments findest du hier in einem archäologischen Fenster. Nach den Mauerfall wurde ein neues Gotteshaus an die Stelle der ehemaligen Versöhnungskirche gebaut. Dreimal in der Woche findet hier ein Gedenkgottesdienst für die Maueropfer statt.
Der letzte Teil in diesem Abschnitt zeigte noch einmal mit Text, Bild und Tonaufnahmen, die zahlreichen Wege, auf denen die Menschen von Ost nach West zu flüchten versuchten. Einige flüchteten über die Dächer der Ackerstraße, andere sprangen weiterhin aus ihren Fenstern – nicht selten erlitten sie schwere Verletzungen, einige starben sogar.
Der Bau der Berliner Mauer
Der dritte große Bereich der Gedenkstätte Berliner Mauer beschäftigt sich mit dem Bau der Mauer selbst, aber auch mit den permanenten Veränderungen und der ständigen Perfektionierung des Grenzstreifens. Die in der DDR eingeschlossenen Bürger fanden immer wieder neue Wege um die Grenzer auszutrinken und doch die Mauer zu überwinden um in den Westteil zu gelangen. Daher wurde der Grenzstreifen im Laufe der Jahre immer mehr perfektioniert und weiter ausgebaut. Dieser Prozess dauerte bis zum Fall der Mauer an. Damals gab es sogar schon Pläne für einen kompletten neuen hochpräzisen und effizienten Grenzstreifen, zu dessen Bau es zum Glück nicht mehr kam.
Der zweite Teil dieses Abschnitts zeigt dir, wie die DDR ihre Bürger, die in der Nähe des Grenzstreifens wohnten, überwachte. Geschickt wurden viele von ihnen in das Grenzregime eingebunden. Sie wurden zu Helfern der Volkspolizei gemacht oder bespitzelten ihre Nachbarn – manche mehr und manche weniger freiwillig.
Der Alltag an der Mauer
In diesem vierten Abschnitt der Gedenkstätte gibt es drei verschiedene Themenstationen. Eine davon beschäftigt sich zum Beispiel mit den Fluchtversuchen durch Tunnel, die unter der Bernauer Straße in den Westen führen sollten. Zehn solcher Tunnelprojekte gab es hier allein an der Bernauer Straße, nur drei von ihnen waren erfolgreich. Die waghalsigen Fluchttunnelprojekte und die Menschen dahinter werden in dieser Themenstation beschrieben.
Eine weitere Themenstation zeigt, wie sich der Bau der Mauer auf den Westteil der Stadt auswirkte. Hier lagen auf einmal Bezirke wie zum Beispiel der Wedding, die sich eigentlich direkt im Zentrum befanden nun am Rande der Stadt, direkt an der Mauer.
Außerdem erfährst du in diesem Teilabschnitt mehr über den politischen Alltag an der Mauer, die Mauer als propagandistisches Medium in der Auseinandersetzung über die Teilung und die Bedeutung der Mauer für die Bürger Westberlins.
Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist der zentrale Erinnerungsort an die deutsche Teilung. Sie wurde auf ehemaligen Grenzstreifen hier in der Bernauer Straße errichtet und erstreckt sich auf 1,4 km Länge. Mit Absicht verzichtet die Gedenkstätte auf dramatische Effekte, denn sie soll ein Ort des Gedenkens sein.
Hier sprang übrigens auch der DDR-Grenzsoldat Konrad Schumann über den eiligst verlegten Stacheldraht an der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Das Foto eines Westberliner Journalisten, dass Schumann beim Sprung zeigt, ging durch alle Welt und ist bis heute bekannt.
Durch einen Tunnel in den Westen
Die spektakulärsten Fluchten sind aber sicher auch die durch selbst gebaute Tunnel. Die Bernauer Straße war Schauplatz zahlreicher gescheiterter, aber auch einiger geglückter Versuche durch einen Tunnel in den Westteil der Stadt zu gelangen. Zehnmal wurde hier versucht einen Tunnel zu graben, nur drei Versuche gelangen auch. Einer davon ist der Tunnel 29. Seit Schließung der Grenzen am 13. August 1961 war die Flucht durch den Tunnel 29 die bisher größte Massenflucht. 29 Männer, Frauen und Kinder gelangten durch ihn in die Freiheit. Durch die Anzahl der geflüchteten Menschen kam der Tunnel auch zu seinem Namen. Die Initiatoren dieses Tunnels waren die italienischen Studenten Luigi Spina und Domeniko Sesta und ihr deutscher Kommilitone Wolf Schröter. Die Italiener wollten einen guten Freund mit seiner Familie in den Westen holen und suchten knapp zwei Monate nach einer geeigneten Stelle für ihr Tunnelprojekt. Sie fanden es in einem Fabrikkomplex in der Bernauer Straße 78. Eigentlich sollte der Tunnel 180 m lang werden und bis zur Rheinsberger Straße verlaufen. Nach monatelanger Arbeit gelang der Durchbruch dann aber am 14. September 1962 um 17:40 Uhr im Keller der Schönholzerstraße 7. Knapp 40 Menschen arbeiteten an dem Tunnel mit. Jeder von ihnen wollte Freunde oder Verwandte holen. Die Arbeiten waren sehr beschwerlich: Einer buddelte vorne, ein anderer zog die Karre mit dem Aushubmaterial zurück, zwei zogen sie hoch und eine weitere Person verteilte den Aushub mit einer Schubkarre im Keller. Auf halber Strecke brach dann Wasser in den Tunnel ein und die Arbeiten mussten eine Weile eingestellt werden. Ein anderes Mal bemerkten Tunnelbauer einen Mann der sich nachts auf dem Fabrikgelände herumtrieb und befürchteten einen Spitzel des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Der Mann erwies sich allerdings nur als einer, der ebenfalls einen Weg suchte seine geliebte Frau zu sich in den Westen zu holen und so von dem Tunnelprojekt gehört hatte.
Am ersten Abend nach dem Durchbruch konnten 27 Menschen in den Westen geholt werden, am zweiten Abend zwei weitere. Die Stasi erfuhr erst aus den westlichen Presseberichten von der Flucht. Allerdings mehren sich auch viele Negativberichte rund und dem Tunnel 29. Die Italiener Spina und Sesta verkauften nämlich die Filmrechte zu den Tunnelarbeiten an den amerikanischen Sender NBC. Nach ihren Aussagen benötigten sie das Geld für den Tunnelbau. Dennoch distanzierten sich nach Bekanntwerden dieser Zusammenarbeit 17 der ungefähr 40 Tunnelbauer von den Italienern.
Die Stelen im Abschnitt D „Alltag an der Mauer“ der Gedenkstätte Berliner Mauer informieren dich über diese riskante Flucht. Auch der Tunnelverlauf ist auf dem Boden markiert. Am Haus in der Schönholzer Straße 7 findest du eine Gedenktafel an den Tunnel 29.
Dies ist nur eine der spektakulären Fluchten, die sich hier an der Bernauer Straße zugetragen haben. Doch nicht nur negative Ereignisse gibt es von diesem Ort zu erzählen.
Der Abriss der Berliner Mauer
Im Jahr 1989 in der Nacht vom 10. auf den 11. November, wurden hier zwischen der Bernauer und der Eberswalder Straße die ersten Mauersegmente herausgebrochen, um so einen Übergang von Ost nach West zu schaffen. Im Juni 1990 begann hier an der Bernauer Straße der offizielle Abriss der Grenzanlagen. Direkt nach dem Mauerfall konnten die Menschen in Ost und West es gar nicht abwarten, dass sämtliche Mauerreste entfernt wurden. Man hatte es einfach satt auf die Mauer mitten in der Stadt zu sehen. Aus heutiger Sicht ist es jedoch ein Glücksfall dass die 220 m Berliner Mauer, die hier an der Gedenkstätte zu sehen sind, noch erhalten sind. Am 13. August 1998 wurde die Gedenkstätte Berliner Mauer eingeweiht. Das heutige Aussehen der Gedenkstätte geht auf einen Ideenwettbewerb zurück, den die Bundesregierung 1994 aufgerufen hatte. Gewonnen haben diesen die Architekten Kohlhoff und Kohlhoff. Bis ins Jahr 2014 wurden die Gedenkanlagen ausgebaut. An der Gedenkstätte Berliner Mauer wird den rund 1 Millionen Besuchern, die jedes Jahr hierher kommen, noch einmal hautnah vor Augen geführt, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind. Und so darf die Gedenkstätte Berliner Mauer auch auf deiner Berlin Reise auf keinen Fall fehlen, wenn du die Teilung Deutschlands verstehen und die Geschichten der Menschen, die an der Mauer lebten, kennen lernen willst.
ADRESSE:
Bernauer Straße 111, 13355 Berlin
SO KOMMST DU HIN:
S1, S2, S25, S26 bis Nordbahnhof
U8 bis Bernauer Straße
Tram 12, M8, M10 bis Nordbahnhof, Bernauer Straße oder Gedenkstätte Berliner Mauer
Bus: 247, M40 bis Nordbahnhof oder N8 bis Bernauer Straße
TICKETS:
Der Eintritt ins Außengelände, ins Dokumentationszentrum und auch ins Besucherzentrum ist frei.
ÖFFNUNGSZEITEN:
Außenausstellung: Montag bis Sonntag 08:00 bis 22:00 Uhr
Besucherzentrum und Dokumentationszentrum: Dienstag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr